Entspannungstechniken

Entspannungstechniken

Viele Krebspatienten kennen Gefühle wie innere Unruhe, Nervosität und Angst nur zu gut. Abgeschlagenheit, körperliche Verspannung und Anspannung während und nach der Krebstherapie sind anstrengend. Dazu kommen viele neue Anforderungen im veränderten Alltag. Entspannungstechniken können dabei helfen, Verspannungen und Verkrampfungen zu lösen, Ängste zu mildern und eigene Kräfte zu stärken. 

Entspannungsverfahren haben ein sehr großes Einsatzgebiet und werden besonders während der Chemotherapie angewendet, um deren mögliche Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Angst, Fatigue, Störungen des Konzentrationsvermögens und Beeinträchtigung des Gedächtnisses zu vermindern. Es gibt viele verschiedene Entspannungsmethoden die den Körper beeinflussen, wir stellen Ihnen die gängigsten vor. 

Progressive Muskelentspannung 

Die progressive Muskelentspannung ist ein Verfahren, bei dem durch die willentliche An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen ein Zustand tiefer Entspannung erreicht werden soll. Sie geht auf den US-amerikanischen Arzt Edmund Jacobson zurück und wird deshalb auch Muskelentspannung nach Jacobson genannt. 

Es geht darum, einzelne Muskelgruppen im Körper zunächst anzuspannen, die Spannung einige Sekunden zu halten und dann die Körperpartien wieder zu entspannen. Auf diese Weise wird der Körper schrittweise gelockert und schließlich ganz entspannt, sodass auch Schmerzen reduziert werden. Wesentliches Element der Übung ist die Achtsamkeit des Übenden auf die empfundenen Unterschiede zwischen Anspannung und Entspannung. 

Progressive Muskelentspannung

Schon nach kurzer Zeit lässt sich mit Hilfe der progressiven Muskelentspannung eine Entspannung der Tiefenmuskulatur erreichen. Progressiv, also voranschreitend, ist das Training, weil der Übende mit fortschreitender Praxis, schrittweise immer besser lernt, die wichtigen Muskelgruppen wahrzunehmen und zu entspannen. So können Angststörungen, Schlafstörungen, Schluckbeschwerden, Verspannungen der Muskulatur und gastrointerale Störungen reduziert werden.

Progressive Muskelentspannung ist schnell erlernbar. Dazu findet man im Internet eine Vielzahl an Anleitungen, z.B. auf Youtube mit dem Suchbegriff „Progressive Muskelentspannung nach Jacobson“.

Hören Sie in die unterschiedlichsten Anleitungen hinein und entscheiden Sie für sich selbst, welche Ihnen am meisten zuspricht. Die richtige Stimme ist von großer Bedeutung, um sich auf die Übungen einzulassen und entspannen zu können.

Wenn Sie als Patient, unter Schmerzen leiden oder durch die Krebsbehandlung körperlich sehr beeinträchtigt sind, sollten Sie diese Übungen zuerst mit Ihrem Behandlungsteam besprechen.

Autogenes Training 

Über eine körperliche Entspannung hinaus soll beim autogenen Training ein Zustand innerer Ruhe, Gelassenheit und wohliger Wärme entstehen. 

Das autogene Training nutzt die Fähigkeit des Menschen, sich Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen so vorzustellen, dass sie darauf körperlich reagieren. Fachleute sprechen auch von „Autosuggestion“, einer Art „Selbsthypnose“, bei der man die äußeren Reize ausblendet und sich selbst in einen Zustand der Ruhe versetzt. Die Selbstsuggesttion erfolgt in kurzen Sätzen wie z.B. „ Der rechte Arm ist schwer“. Unter fachlicher Anleitung werden solche Sätze zur Wahrnehmung und Entspannung verschiedener Körperbereiche erlernt. 

Alle Übungen werden durch Ruhevorstellungen begleitet: „Ich bin ganz ruhig“. Nach einigen Übungen stellt sich das vegetative Nervensystem um und schaltet von Spannung auf Entspannung. Manche Krebspatienten machen die Erfahrung, dass sie mit Hilfe des Trainings die Nebenwirkungen der Chemotherapie besser vertragen, weniger Schmerzen haben und Ängste gelindert werden. 

Autogenes Training können Krebspatienten unter Anleitung in Kursen erlernen oder mit Hilfe von CD’s. Im Vergleich zu anderen Entspannungsverfahren ist eine längere Übungsphase erforderlich.

Visualisierungsübungen – Gelenkte Imagination

Bei Visualisierungsübungen stellen sich Patienten angenehme Bilder vor, die positive Gefühle auslösen. Zuerst werden die Übenden in einen entspannten Zustand geführt. Danach, in der bildhaften Vorstellung, werden möglichst viele Sinne angesprochen: Sehen, Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen. Man stellt sich z.B. einen ganz persönlichen Ort der Ruhe und der Kraft vor. Das kann ein Ort der Erinnerungen sein (z.B. aus dem Urlaub), oder ein frei erfundener. Mit der Vorstellungskraft werden dort Gerüche, Geräusche und die Umgebung wahrgenommen. Die Übenden stellen sich vor, wie sie an diesem Ort Kraft tanken und zur Ruhe kommen. 

Das Vergegenwärtigen dieser Bilder führt zu körperlichen und seelischen Reaktionen. Puls und Atmung werden langsamer, der Blutdruck sinkt etwas ab und der Körper regeneriert sich. Die angenehmen Empfindungen lassen einen zur Ruhe kommen und gestärkt in den Alltag zurückkehren. 

Unter professioneller Anleitung lernt man die Visualisierungstechniken am besten. Sie gehören zu den Verfahren, mit denen viele Ärzte und Psychotherapeuten bei der Betreuung von Krebspatienten arbeiten.

Meditation 

Meditation

Meditation ist keine Entspannungstechnik im engeren Sinne, sondern dient der inneren Beruhigung und Konzentration. Ziel der klassischen Meditation ist es, spirituelles Wachstum zu fördern und das Bewusstsein zu erweitern. Durch meditativer Entspannung wird der Zustand innerer Ruhe erreicht. Wichtig bei der Meditation ist das Prinzip des „Gehen-Lassens“ und der passiven Grundhaltung. Ganz vereinfacht unterscheidet man „rezeptive“ und „konzentrative“ Meditationsformen.

In der rezeptiven Meditation wird ein Zustand der Ziellosigkeit akzeptiert und jeder Gedanke und jedes Bild darf zum inneren Bewusstsein gelangen. Bei der konzentrativen Meditation dagegen fokussiert sich der Übende auf seinen Atem, ein Objekt, einen Klang, ein Wort. 

Volkshochschulen, Rehakliniken, therapeutische Praxen bieten qualifizierte Kurse zur Einübung dieser Entspannungsverfahren an!

Wirksamkeit von Entspannungsverfahren 

Die Lebensqualität von Krebspatienten in Therapie und Nachsorge erhöht sich durch die Anwendung von Entspannungsübungen. Alles, was Anspannung, Angst und Verkrampfung lindert, kann Patienten helfen, Ihre Erkrankung besser zu verarbeiten und die täglichen Anforderungen ihrer Behandlung möglichst gut zu bewältigen. Entspannung ist für die Krebserkrankten eine wichtige Aufgabe, da sie durch die Krankheit und die Behandlung unter enormen Stress stehen. 

Was kann damit erreicht werden

  • Verbesserung des Wohlbefindens
  • Reduktion von Übelkeit und Stress
  • Mehr Lebensqualität 
  • Reduzierung von psychischen Belastungen 
  • Aktivierung der Körperwahrnehmung
  • Förderung der Konzentrationsfähigkeit
  • Reduzierung der Angstgefühle 
  • Schmerzbewältigungsfähigkeiten 

Keinesfalls aber sollte erwartet werden, dass Entspannungsverfahren die Wirksamkeit einer konventionellen Krebstherapie ersetzen können. Anbieter, die Heilung versprechen sind unseriös!