Mit der Krankheit leben

Heute leben Menschen mit einer Krebserkrankung länger und besser als früher. Die Behandlung ist jedoch langwierig und beschwerlich und der Alltag muss danach ausgerichtet werden. 

Die Krebserkrankung und die Behandlung werden im Kreis der Betroffenen und Angehörigen zum dominierenden Thema. Es ist jedoch wichtig, dass nicht alle Lebensbereiche davon überschattet werden. 

Aufgrund der Krebserkrankung tritt oft auch die Vergänglichkeit des Lebens in den Vordergrund und damit auch der Wunsch, die Tage und Begegnungen bewusster zu gestalten.

Dadurch entstehen in dieser schwierigen Lebensphase auch kostbare Zeiten, in denen der Erkrankte und der Angehörige/Freund versuchen die gemeinsame Zeit aktiv zu gestalten. Dies ist eine gute Möglichkeit viel Schönes und Positives ins Lebe zurückholen.

In Beziehung bleiben

Plötzlich ist es wichtig, Gemeinsames neu zu entdecken. Was auf später verschoben wurde, möchte man jetzt gleich realisieren. Dazu braucht es nichts „Großes“. Wichtig ist es die Aktivitäten dem jeweiligen Behandlungsverlauf anzupassen. 

Vielleicht möchte die kranke Person gemeinsam mit Ihnen einen vertrauten Ort besuchen, einen Spaziergang machen oder einen Film anschauen. 

Es kann aber auch Freunde machen:

  • ein Musikstück zu hören
  • ein Konzert besuchen
  • gemeinsam zu essen
  • oder zu kochen
  • im Garten oder auf dem Balkon eine Lieblingsblume zu pflanzen
  • am See oder Waldrand auf einer Bank sitzen
  • sich unterhalten
  • u.v.m

Für Sie, mag das wenig erscheinen, für die betroffene Person ist es meistens viel, wenn es genau das ist, was sie sich von Ihnen wünscht!

Eigene Freiräume pflegen

Über die Fürsorge hinaus, sollten Sie sich auch eigene Freiräume schaffen. Gönnen Sie sich von Zeit zu Zeit eine Pause oder eine Belohnung, für Ihren Einsatz. So können Sie neue Kraft tanken.

Angesichts der Verantwortung, die Sie als betreuende Angehörige tragen, können schon kleine, aber realisierbare Dinge Lichtblicke in Ihren Alltag bringen z.B. mit einer Freundin einen Film anschauen, einen Waldspaziergang machen, Sport treiben, ein Buch lesen, ein entspannendes Bad nehmen etc. 

Folgende Fragen können dabei behilflich sein:

  • Was habe ich die letzte Woche für MICH getan?
  • Was möchte ich mir wieder einmal gönnen? 
  • Wie schaffe ich mir den entsprechenden Freiraum?

Was immer Sie zusammen mit dem geliebten Menschen oder für sich selbst an schönen Dingen erleben, Sie werden feststellen, dass Sie dadurch Kraft für die gegenwärtige Situation tanken! 

Nach Abschluss der Therapie 

Nach Abschluss der Therapie fällt die Rückkehr ins Alltagsleben oft schwer, trotz der guten Nachricht, dass die Behandlungen wirksam waren und der Tumor nicht mehr nachweisbar ist. 

Die Erinnerung an das Durchgemachte ist präsent und vermischt sich mit der Frage, wie es nun weitergeht und ob die Krebserkrankung tatsächlich überwunden ist. 

Für das weitere Umfeld und für Sie als Angehörige ist das nicht leicht, hatten Sie doch gehofft, dass das Leben sich wieder normalisieren werde und der Alltag wie vor der Krankheit zurückkehrt. 

Veränderungen einbeziehen 

Auch wenn es besser geht, bleiben manche Nebenwirkungen bestehen. Diese sind von Mensch zu Mensch sehr verschieden, betreffen aber alle Lebensbereiche, auch die Beziehung zu anderen Menschen. Dazu gehören z.B. Müdigkeit und Lustlosigkeit, aber auch die Sehnsucht etwas am bisherigen Leben zu verändern. 

Nach einer Krebserkrankung betrachten viele das Leben neu:

  • plötzlich mag man nicht mehr „dem Frieden zuliebe“ etwas machen, was man eigentlich nicht will. 
  • oder man möchte sich einen lang ersehnten Traum erfüllen
  • nicht mehr die ganze Energie in die Arbeit stecken
  • seine eigenen Bedürfnissen ausleben

Solche Veränderungen können Angehörige und Freunde verunsichern, hätten sie doch unter Umständen gerne wieder den Zustand, wie er vor der Krebserkrankung war. 

Sehr oft muss das Zusammenleben „neu definiert“ werden. Am Besten gelingt dies auch, wenn Sie darüber sprechen können und sich dafür Zeit lassen. 

Nachsorge und Rehabilitation 

Auch wenn keine Krebstherapien mehr nötig sind, bedeutet das nicht, dass die erkrankte Person und die Angehörigen sich selbst überlassen sind. Es ist wichtig, dass der Weg in den Alltag und zurück ins soziale Leben gefunden werden kann. Manche Betroffene müssen auch lernen, mit gewissen Einschränkungen zu leben. 

Die Nachsorgeuntersuchungen und verschiedene Rehabilitationsmöglichkeiten sind dabei eine große Hilfe.

Wann immer möglich und vom kranken Partner gewünscht, sollten Sie die Nachsorgeuntersuchungen gemeinsam wahrnehmen. Diese dienen auch dazu, Beschwerden und Folgeerscheinungen der Krebserkrankung zu lindern und Therapien anzusprechen. Dazu gehören sowohl auch Probleme seelischer und körperlicher Natur, auch solche die Ihnen als Angehörige zu schaffen machen. 

Je nach Situation können Maßnahmen zur Rehabilitation empfohlen werden, z. B. Psychoonkologische Beratung, Ernährungsberatung, Physiotherapie, etc.

Wie über das Sterben und den Tod reden? 

Es fällt vielen Menschen schwer, darüber zu reden. Vielleicht werden auch Sie versuchen,  das Thema mit gut gemeinten Worten abzublocken, wenn diese Themen angesprochen werden.

Worte wie diese…..

  • Es wird alles wieder gut!
  • So darfst du nicht reden! 
  • Du wirst nicht sterben! 

Es kann auch sein, dass Sie denken: „Bedrohliches trifft ein, wenn man darüber spricht“. 

Spricht die erkrankte Person das Thema an, dann ist das ein Zeichen, dass sie gerne mit Ihnen darüber reden möchte. 

Verlustängste

Sie müssen damit rechnen, sich von einem geliebten Menschen für immer zu verabschieden. Allein der Gedanke daran macht Sie wahrscheinlich unendlich traurig. 

Gleichzeitig möchten Sie dem geliebten Menschen eine Stütze sein. Ein Wechselbad der Gefühle entsteht. Innerlich von Trauer und Hilflosigkeit überwältigt, demonstrieren Sie äußerlich Stärke und Zuversicht. 

 Neben diesen tiefen seelischen Ängsten kommt die Angst vor dem Alleinsein, die Angst sich im Alltag allein nicht zurechtzufinden, aber vielleicht auch Sorgen wegen finanzieller und materieller Probleme. 

Versuchen Sie, auch darüber zu sprechen, mit dem Betroffenen, mit anderen Angehörigen oder mit Fachkräften. 

Tränen fließen lassen

Auf Verlust oder Angst reagiert der Mensch natürlicherweise mit Trauer. Lassen Sie Tränen zu. Es ist wichtig dass Sie weinen können, wenn Ihnen danach zumute ist – auch zusammen mit der oder dem Betroffenen. 

Trauer, die geteilt und gelebt wird, verbindet die Menschen. Umgekehrt fühlt sich jemand, der seine Trauer verbergen muss, unverstanden und alleine gelassen. 

Sterbebegleitung 

Viele Krebskranke fürchten sich vor Schmerzen, vor Abhängigkeit, vor Entfremdung, Sinnlosigkeit und Vereinsamung. Hinzu kommt die Angst vor einem langen Todeskampf oder vor der Art des Sterbens. 

Fragen: „Wie kann ich all dem ausweichen?“, sind möglich. Ebenso wie der Gedanke, ein dem Leben selbst ein Ende zu setzen. Daher ist es möglich, dass die kranke Person eines Tages von Selbstmord spricht. 

Wenn jemand andeutet nicht mehr leben zu wollen, ist es wichtig einfach zuzuhören. Manchen Betroffenen kann allein die Möglichkeit eines Suizids das Gefühl geben, mitbestimmen zu können und in den letzten Stunden des Lebens nicht anderen, teils fremden Menschen ausgeliefert zu sein. 

Es braucht von Ihrer Seite nicht viele Worte. Schon die Worte „ Du möchtest…..“ oder „Ich verstehe…“  kann dem Leidenden das Gefühl geben, akzeptiert zu werden.

In einer Atmosphäre der Geborgenheit und bei aufmerksamer Pflege werden die wenigsten Menschen aktive Sterbehilfe wünschen oder sich das Leben nehmen. 

Besprechen Sie das Thema Sterbebegleitung mit Ihrem Behandlungsteam, damit auch Sie die Möglichkeit für einen würdevollen Abschied haben! 

Palliative Unterstützung nutzen

Bei den meisten Krebskranken rückt der Wunsch zu sterben in den Hintergrund, wenn die Schmerzen und andere Beschwerden gelindert werden und sie mitbestimmen können, wie die letzte Lebensphase aussehen soll. Oft kann dies durch Palliativpflege und Begleitung ermöglicht werden. 

Unter Palliativpflege versteht man eine umfassende Betreuung von Patienten, die an einer fortschreitenden Krankheit leiden. Dabei werden medizinische, psychologische, soziale und spirituelle Bedürfnisse berücksichtigt. 

Dabei geht es weder um eine künstliche Lebensverkürzung noch um eine Lebensverlängerung um jeden Preis. 

Für Sie als Angehörige ist es wichtig zu wissen, dass Sie in dieser Situation auf vielfältige Unterstützung, Beratung und Betreuung zählen können. Zum Wohl des Betroffenen und zu Ihrem Wohl. Sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam!