Die Frage nach dem WARUM

Krebs ist eine Erkrankung, die einen völlig und unerwartet mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert. Krebs ist etwas, das bisher vermutlich nur andere betroffen hat, jetzt aber zur Realität des eigenen Lebens geworden ist. 

Angesichts einer großen Bedrohung reagieren Menschen mit vielfältigen körperlichen und psychischen Schmerzen. Um die Gefahr abzuwenden, sucht der Mensch nach Lösungen. Fragen wie:

  • Was kann ich und was kann man dagegen tun?
  • Was muss ich in meinem Leben ändern?

Solche Fragen können hilfreich sein, aber auch zu Schuldgefühlen und unrealistischen Erwartungen an sich selbst und andere führen. 

Die Suche nach Erklärungen

Krebs ist eine vielschichtige Erkrankung, bei der vielfältige, komplizierte Prozesse ablaufen. Krebszellen entstehen, wenn sich bestimmte Gene so verändern, dass sich die Zellen unkontrolliert vermehren können. Es gibt Faktoren, die das Risiko für die Entstehung von Krebs erhöhen. Dazu gehören Tabakkonsum, giftige Chemikalien, UV-Strahlung des Sonnenlichts, bestimmte Viren oder Alkohol. Ungeklärt ist nach wie vor, warum einige Menschen, die sich den Risikofaktoren aussetzen, erkranken, andere hingegen gesund bleiben. 

Betroffene und Angehörige fragen sich oft, ob es einen Zusammenhang zwischen Psyche, Stress, Persönlichkeit, Gefühlen und Verhalten und der Entstehung von Krebs gibt. 

Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Forschung seit vielen Jahren.

Psychische Faktoren als Ursache? 

Erklärungen, die psychische Faktoren für die Entstehung von Krebs verantwortlich machen, sind wissenschaftlich nicht haltbar. Es gibt keine Belege dafür, dass es eine sogenannte Krebspersönlichkeit gibt. 

Erst in den letzten 40 Jahren begann die Forschung, der möglichen Zusammenhänge zwischen Krebs und Psyche mit wissenschaftlichen Studien nachzugehen. 

Es wurde untersucht, ob die Persönlichkeit, der Umgang mit Konflikten oder seelische Reaktionen wie Ängsten oder Depressionen einen Einfluss auf die Krebsentstehung haben. 

Es ist verständlich, dass eine Krebsdiagnose zu Angst und depressiven Gefühlen führen kann. Damit lässt sich aber keine Aussage machen, ob diese Gefühle für die Krebsentstehung eine Rolle spielen. 

Bis heute gibt es sogenannte Experten, die psychologische Krebstheorien vehement vertreten und diese im Internet und in Büchern publizieren – häufig auch in Verbindung mit einer Therapie Heilungsversprechungen machen. 

Wird aber überprüft, wie diese „Experten“ zu ihren Schlussfolgerungen kommen, ist meistens leicht ersichtlich, dass die wissenschaftliche Grundlage fehlt und vieles auf reiner Behauptung basiert. 

Unter Berücksichtigung der Forschung können folgende Aussagen gemacht werden:

  • Eine sogenannte Krebspersönlichkeit gibt es nicht
  • Personen mit Verlusterlebnissen entwickeln nicht häufiger Krebs als andere Menschen
  • Ein bestimmter Umgang mit Gefühlen, z.B. das Unterdrücken von Ärger oder Angst, fördert keine Krebserkrankung 

Stress als Auslöser? 

Aussagen, wie Stress schadet der Gesundheit, wird in der Zwischenzeit erkannt. Auf der wissenschaftlichen Basis ist die Überzeugung, dass Stress eine Krebserkrankung auslöst, jedoch nicht nachgewiesen. 

Nach welchen Zusammenhängen wurde in den bisherigen Studien gesucht? 

  • Stress, vor allem wenn er über eine längere Zeit besteht und chronisch wird, führt zu einer Veränderung im körpereigenen Stresssystem, die z.B. dazu beitragen kann, dass unser Herz schneller schlägt, wenn wir verängstigt sind. 

Über das Zusammenspiel von Stress und Immunsystems ist bereits einiges bekannt:

  • Gewissen Komponenten des Immunsystems wird Bedeutung für die Krebsabwehr zugeschrieben. Bisher konnte aber die Verbindung zwischen erlebtem Stress und der Entwicklung einer Krebserkrankung nicht nachgewiesen werden. 

Generell ist davon auszugehen, dass bei der Entstehung von Krebs immer mehreren Faktoren zusammenwirken. Einfache Zuordnungen wie „Stress und Ärger“ sind die Auslöser für Ihre Krebserkrankung, sind in keinem Fall gerechtfertigt. 

Zusammenhänge ergeben sich allenfalls indirekt, dass z.B. Menschen mit psychischen Problemen manchmal dazu neigen ihre Gesundheit zu vernachlässigen. Dass sie mehr Suchtmittel konsumieren, sich weniger bewegen und nicht regelmäßig zum Arzt gehen. 

Jeder Mensch kann seine Gesundheit bis zu einem gewissen Grad beeinflussen z.B. durch Rauchen, Alkohol, Ernährung, Bewegung etc.. Auf andere Komponenten, wie Vererbung und Umwelteinflüsse, die bei der Krebsentstehung genauso wichtig sind, kann kaum Einfluss genommen werden.